16. Gedenkmarsch zu Ehren der afrikanischen / Schwarzen Held*innen und Opfer der Maafa (26.02.2022)

+++ Samstag 26.02.2022 +++

wir berichten am Samstag #b2602 ab 11:00 Uhr von der Demonstration

„16. Gedenkmarsch zu Ehren der afrikanischen / Schwarzen Held*innen und Opfer der Maafa“

Samstag, 26.02.2022 | 11.00 Uhr | Wilhelmstraße 92 10117 Berlin

Anreise: U2 Anton-Wilhelm-Amo-Straße | U6 Stadtmitte | Bus 100, 300 Behrenstraße/Wilhelmstraße | Bus 200, M48 Leipziger Straße/Wilhelmstraße

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🗺️Voraussichtliche Route:

  • Wilhelmstraße 92
  • Anton-Wilhelm-Amo-Straße
  • Zietenplatz
  • Anton-Wilhelm-Amo-Straße
  • Glinkastraße
  • Unter den Linden
  • Schloßplatz (Humboldt Forum)

Facebook Aufruf Eng – GER…

16. Gedenkmarsch zu Ehren der afrikanischen / Schwarzen Held*innen und Opfer der Maafa
Zum 16. Mal in Folge ruft das Komitee für ein afrikanisches Denkmal in Berlin (KADIB), vertreten durch die African / Black Community (ABC), zum jährlichen Gedenkmarsch zu Ehren der afrikanischen / Schwarzen Held*Innen und Opfer der Maafa auf.
 
Der Begriff „Maafa“ stammt aus dem Kiswaheli und bedeutet „Die Große Zerstörung“ in Afrika, sprich: Versklavung, Kolonialismus und Genozide, Neokolonialismus und Ökozide, Nazismus und Rassismus.
 
Der Gedenkmarsch beginnt dort mit Kranzniederlegung und Redebeiträgen, wie jedes Jahr. Auf Einladung des Deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck begann die ominöse „Berliner Afrika-Konferenz“ am 15. November 1884 in Berlin (Reichskanzlerpalais, Wilhelmstraße 77) und endete dort am 26.Februar 1885. Berlin als Hauptstadt Deutschlands wurde daher bewusst als Standort des Gedenkmarsches gewählt, wegen ihrer kolonialgeschichtlichen Verantwortlichkeiten, aber auch wegen ihrer Verwicklung in den aktuellen Miseren Afrikas:
#AfrikaIsBleeding: Burkina Faso, Kamerun, Kongo, Elfenbeinküste, Eritrea, Äthiopien, Guinea-Conakry, Guinea-Bissau, Libyen, Mali, Namibia, Nigeria, Somalia, Südafrika, Sudan, Tunesien, Uganda, Simbabwe, um einige zu nennen.
Abschlusskundgebung am Humboldt-Forum.
 
Das Motto des diesjährigen Gedenkmarsches lautet „United We Rise!“ (zu Deutsch: „Gemeinsam Erheben Wir Uns!“, dementsprechend unser Hashtag „#UnitedWeRise“.
 
Der Gedenkmarsch findet definitiv als Präsenzveranstaltung statt. Corona-bedingt haben wir das geplante Begleitprogramm bereits gecancelt. Alle Corona-bedingten Schutz- und Hygienevorschriften werden vor Ort eingehalten!
 
Wir rufen alle Menschen, insbesondere afrikanische / Schwarze / „BIPoC“-Communities, dazu auf, an dem Gedenkmarsch teilzunehmen, dafür zu mobilisieren, unsere Anliegen zu unterstützen, Druck auf die Bundesregierung zu erhöhen, um zumindest die im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen zur Aufarbeitung des deutschen kolonialen Erbes rasch umzusetzen (s. unten).
 
Auch in diesem Jahr marschieren wir, um unsere heldenhaften Widerstandskämpfer*innen gegen die Maafa sowie die Opfer der Maafa zu ehren und zu würdigen.
 
Mit Nachdruck formulieren wir unsere jahrzehntelange Forderung: die Einrichtung eines zentralen Denkmals in Berlin als Erinnerungs- und Lernort zum Kolonialismus und Neokolonialismus. Wir protestieren ebenso gegen Koloniale Kontinuitäten, gegen den Rassismus auf allen Ebenen aber auch gegen die rassistische und tödliche Migrationspolitik Europas gegenüber Afrika.
 
Wir gehen wieder auf die Straße, um einen Bogen zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu spannen:
 
  • 534 Jahre nach Beginn der Maafa in Afrika.
  • 500 Jahre nach Beginn der Transatlantischen Versklavung.
  • 137 Jahre nach Besiegelung der Transformation von Versklavung in Kolonialisierung Afrikas (Berliner Afrika-Konferenz).
  • 117 Jahre nach den unbeschreiblich grauhaften Genoziden der Deutschen an den Herero und Nama im heutigen Namibia.
  • 92 Jahre nach der historischen antikolonialen und antirassistischen Aba-Frauenrevolte (auch als „Frauenkrieg“ genannt) im Südosten des heutigen Nigerias.
  • 77 Jahre nach der Zwangsrekrutierung und Zwangsbewirtschaftung Afrikas im Zweiten Weltkrieg und der Internierung und Ermordung von Schwarzen in KZ’s in Deutschland – ausgetrickst, ausgegrenzt, ausgebeutet, missbraucht und getötet, undokumentiert und vergessen.
  • 60 Jahre nach der Ermordung von Patrice Lumumba im Kongo.
  • 57 Jahre nach der Ermordung von Malcolm X (USA) und 54 Jahre nach der Ermordung von Martin Luther King (USA).
  • Mehr als 45 Jahre nach dem Soweto-Massaker im Apartheidsüdafrika.
  • 31 Jahre nach dem Mord an Amadeu Antonio in Eberswalde.
  • 21 Jahre nach der Hinrichtung des Umweltaktivisten Ken Saro-Wiwa (Nigeria) und acht seiner Mitstreiter.
  • 17 Jahre nach der Ermordung von Oury Jalloh in Dessau.
  • 13 Jahre nach der Ermordung von Marwa El-Sherbini in Dresden.
  • 11 Jahre nach dem Mord an Christy Schwundeck im Job Center Frankfurt am Main. Acht Jahre nach Lampedusa.
  • Drei Jahre nach der Ermordung von Marielle Franco in Rio de Janeiro, Rita Awour Ojungé in Hohenleipisch und des Psychiatriepatienten William Tonou-Mbobda in Hamburg-Eppendorf.
  • Mehr als eineinhalb Jahre nach der Ermordung von George Floyd in Minneapolis (USA). Um einiges zu nennen
„Während wir marschieren, werden die Gebeine unserer Vorfahren und die Artefakte, die unsere Kulturen und kulturellen Reichtümer bewahrt haben, immer noch in deutschen / europäischen Museen ausgestellt. Wir fordern die Rückführung von allem, was von Deutschland aus Afrika gestohlen wurde“ betonte folgerichtig jahrzehntelang der Initiator des Komitees für ein afrikanischen Denkmals in Berlin (KADIB), Prof. Kapet de Bana† (RIP), der stets an das Recht auf Erinnerung und die Pflicht zur Erinnerung mahnte.
 
Die beteiligten Verbände, Organisationen und Initiativen fordern seit langem, auch in diesem Jahr, nicht nur die Errichtung eines zentralen Denkmals als Erinnerungs- und Lernort zum Kolonialismus und Neokolonialismus, sondern darüber hinaus: die umfassende Aufarbeitung deutscher Kolonialgeschichte und ihrer Kontinuitäten sowie eine ernsthafte Auseinandersetzung mit institutionellem und strukturellem Rassismus, wie es auch in der Agenda 2025 der Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisationen (BKMO) steht. Ebenso, wie die UN-Dekade für die Menschen mit afrikanischen Vorfahren (2015-2024) fordert.
 
Das Thema „Koloniales Erbe“ bleibt hierzulande aktuell, rassismuskritisch brisant, außenpolitisch und vor allem für die Betroffenen in Afrika und anderen kolonisierten Gebieten des sog. Globalen Südens existentiell wichtig. Insofern nehmen wir erfreulicherweise zunächst einmal zur Kenntnis, dass Teile unserer Forderungen in den Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung aufgenommen wurden:
 
„Um die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte voranzutreiben, unterstützen wir auch die Digitalisierung und Provenienzforschung des kolonial belasteten Sammlungsgutes und dessen Zugänglichmachung auf Plattformen. Im Dialog mit den Herkunftsgesellschaften streben wir Rückgaben und eine vertiefte ressortübergreifende internationale Kooperation an. Wir unterstützen insbesondere die Rückgabe von Objekten aus kolonialem Kontext. Außerdem entwickeln wir ein Konzept für einen Lern- und Erinnerungsort Kolonialismus.“
[Koalitionsvertrag zwischen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP, S. 125, Kapitel VI, Abschnitt „Koloniales Erbe“]
 
Wir begrüßen ausserdem die Ankündigung der Bundesregierung über die längst fällige Rückführung geraubter („heiliger“) sog. Benin-Artefakte nach Nigeria.
 
Auch wenn diese Entwicklungen nur als ein Anfang betrachtet werden müssen, erkennen wir sie an als ein unverkennbares Etappenergebnis unserer unermüdlichen und unnachgiebigen jahrzehntlangen antikolonialen / antirassistischen Widerstandskämpfe in diesem Lande aber auch im Mutterland Afrika. Dennoch lagern viele unserer spirituellen Artefakte, Schätze und Statuen afrikanischer Glaubenssysteme und Kunstwerke wie die Ngonso-Skulptur, die den Ursprung des Nso-Volkes aus Kamerun darstellt, noch immer in Kellern in Berlin und anderswo in Deutschland.
 
Unser Endziel bleibt unmissverständlich weiterhin dennoch die vollständige und bedingungslose Dekolonialisierung aller neokolonialen und imperialen Machtkonstrukte bzw. Machtsystematiken im Mutterland Afrika.
 
Wir fordern die Bundesregierung zur raschen inklusiven Umsetzung der o. g. Vereinbarung im Koalitionsvertrag auf. Denn:
 
Wir fürchten aus mehr als 500 Jahren Erfahrung doch, dass solche Ankündigungen wie die der neuen Bundesregierung am Ende nur Lippenbekenntnisse bleiben.
 
Wir brauchen aber keine Beruhigungspillen!
 
Die neue Bundesregierung muss ernsthafte Taten erkennbar folgen lassen – Alles über uns ohne uns ist gegen uns!